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11.01.2022 | 18:53

Boris Liješević: Bürger sind das Problem und der Schlüssel zur Lösung

Boris Liješević: Bürger sind das Problem und der Schlüssel zur Lösung

Der Theaterregisseur Boris Liješević ist der Meinung, dass diese Zeiten nur wegen ihrer Grausamkeit und ihrer Verwüstung in Erinnerung bleiben werden, weil sie weder die Werte der Bildungskultur pflegen noch Tugenden feiern, sondern den Kult des Bluts und das Verlangen nach der Vergangenheit. Im Interview mit SEEcult.org spricht Liješević über bürgerliche Unreifheit, wegen der in dieser Region immer die Explosion eines neuen „Pulverfasses“ droht. Die Kulturpolitik in der Zeit der Pandemie begrenzt sich seiner Meinung nach auf das Überleben. Er sieht aber als ein viel schwierigeres Problem die Geopolitik und das Chaos, das bei einer gewöhnlichen Geschäftsreise in ein anderes Land entsteht – wegen der Impfstoffe bestimmter Hersteller, die nicht anerkannt werden und einer Unmenge sinnloser Regeln, deren Sklaven wir geworden sind.

Liješević befasst sich in seinen Theaterstücken oft mit dem Thema der Schuld und erlebt diese als die Geschichte seiner Generation, mit der er sich nicht beschäftigt, um andere zu überzeugen, sondern wegen sich selbst – um sein eigenes Leben und all das zu verstehen, was die Zeit, in der seine Generation lebt, mit sich gebracht hat.

Boris Liješević, Benutzung des Menschen

Nach der Meinung von Liješević ist die Welt unter die Herrschaft von Mystik, dem Kult von Blut, Gewalt, Dunkelheit, Nationalismus und des Verlangens nach der Vergangenheit geraten ... „Diese Zeiten werden nur wegen ihrer Grausamkeit und ihrer Verwüstung in Erinnerung bleiben. Wegen nichts anderes“, meint Liješević.

„Dinge wiederholen sich nicht, sie ändern sich innerhalb neuer Umstände. So wie auch das Leben, so wie auch Menschen und Tierarten, die evoluieren. Das Böse ändert seine Formen. Es wiederholt sich nicht, um nicht erkannt und angeklagt zu werden. Heute wird das Böse im Kontext der politischen Korrektheit durchgeführt. Mit sauberen Händen. Der Teufel ist klug. Er zerstört die Welt mit der Illusion von Recht und Gerechtigkeit. Er nimmt dir deine Freiheit und erteilt dir Lektionen über die freie Welt. Wo ist die Korrektheit heute? Gerechtigkeit ist immer auf der Seite der Stärkeren und Zahlreicheren. Auf der Seite derjenigen, die für eine Wahlkampagne interessanter sind“, führte Liješević an.

Auf die Frage, ob Kunst in dieser Region es schafft, ein essentielles Zeugnis vom Leben abzulegen und ob das Theater, zum Beispiel, die Kraft hat, die Dystopie der serbischen Wirklichkeit zu beschreiben, antwortet Liješević, dass es seiner Meinung nach nicht um Kraft, sondern um Talent geht.

„(Branislav) Nušić und (Jovan Popović) Sterija taten das elegant, aber mit Schärfe. Niemand war schärfer in der Kritik als sie es waren. Durch unwiderstehlich komische Situationen und Figuren beschrieben sie grässlichste Dinge über die Welt um sie herum. Die Leute lachten schallend, indem sie einsahen, in was für einer Welt sie lebten. Wir werden heute alle ganz stumpf, wenn wir uns dem Wahnsinn stellen. Es frisst uns auf, es verschluckt uns. Wir sind lächerlich. Wie Quasi-Revolutionäre, Krieger des spanischen Bürgerkriegs. Wir sind aber nichts von alldem, wir wollen nur unser Stück Kuchen und haben Angst, vergessen und verlassen zu werden“, sagte Liješević.
Liješević sieht die Verantwortung für den Zustand in der Gesellschaft in den Bürgern selbst.

„Wir sind die Autoren der eigenen Realität. Wir willigen ein. Wir nehmen Kredite auf, wenn sie uns von den Banken angeboten werden. Wir kommen der Einladung nach, Siege zu feiern. Wir sind diejenigen, die sich auf Hass einlassen. Wir möchten hassen. Hass ist angenehm. Er macht es möglich, uns lebendig und stark zu fühlen. Wenn wir alle hier in dieser Region entscheiden würden, Feindheiten zu beenden, keine Boulevardzeitungen zu kaufen, nicht zuzuhören, uns nicht auf Hetzereien einzulassen, würden sich die Dinge ändern - die Länder dieser Region wären angenehmer fürs Leben, sicherer, gesünder“, sagte Liješević.

*Das ganze Interview (in serbischer Sprache) ist auf diesem Link zugänglich.

(SEEcult.org)

Gefördert mit Mitteln aus dem Internationalen Hilfsfonds für Organisationen in Kultur und Bildung 2021 des Auswärtigen Amts der Bundesrepublik Deutschland, des Goethe-Instituts und weiterer Partner, www.goethe.de/hilfsfonds

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